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AutorenbildFelicitas Knaupp

Was braucht eine Idee?

Aktualisiert: 18. Jan.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, was eine Idee braucht, wenn sie ganz plötzlich an Ihre Tür klopft oder Ihnen wunderbare Dinge ins Ohr flüstert?


Cover des poetischen Bilderbuches 'Was macht man mit einer Idee?' von Kobi Yamada

Eine Idee braucht genau das, was alles andere auch braucht, um zu wachsen


"Was macht man mit einer Idee?" von Kobi Yamada und Mae Besom beschäftigt sich mit dieser Frage. Das poetische Bilderbuch führt uns durch den Prozess eines intuitiven und kreativen Umgangs mit einer neuen Idee und zeigt auch, was man tun muss, damit diese Idee wächst und schließlich unser Leben verändern kann. Dabei geht es um Kreativität und Inspiration im weiten Sinne, nicht etwa nur im künstlerischen Bereich.


Bei all den beängstigenden Dingen, die auf unserer Welt geschehen, möchte ich heute einmal auf all die wunderbaren Ideen hinweisen, die ebenfalls da sind, und die unser Zusammenleben zwischen Mensch, Tier und Natur nachhaltig zu verbessern suchen. Manche setzen diese Ideen um, andere unterstützen sie oder werden durch sie zu eigenen Ideen inspiriert. Wieder andere haben eine wunderbare Ideen, aber trauen sich nicht, sie umzusetzen, denn vielleicht ist sie so kühn, dass sie nicht recht zu dem passen will, wie wir heute leben und denken. Und dann geben wir dieser Idee keine Chance oder wir fürchten uns vor dem, was unsere Nachbarn sagen werden.


Aber was braucht so eine Idee, die uns einfach nicht loslässt, weil wir ahnen, dass mit ihr unsere Welt noch viel schöner werden könnte? Wenn die Idee stark ist und wir die richtige Person sind, sie in die Wirklichkeit zu bringen, dann werden wir wohl oder übel irgendwann den Mut fassen und ihre Hand nehmen müssen.

Und dann tun wir genau das, was wir auch mit anderen Lebewesen tun würden, die wir wachsen und reifen sehen wollen: Wir hegen und pflegen sie, wir beschäftigen uns mit ihr, wir geben ihr Schutz, lassen sie aber auch frei.


Aufgeschlagene Seite des poetischen Bilderbuches 'Was macht man mit einer Idee?' von Kobi Yamada

Ja, sie wächst nur, wenn wir ihr Zeit und Aufmerksamkeit und Liebe schenken. Wenn wir das tun, gesellen sich neue Gedanken, neue Farben hinzu; sie wächst und wächst. Und manchmal entwickelt sich ganz plötzlich und unerwartet etwas wunderbares daraus.


Als Autorin habe ich das schon oft erlebt. Ich schreibe am liebsten intuitiv und lasse die Ideen frei fließen, ohne mich zu sehr mit dem Kopf damit zu beschäftigen. Wenn ich in eine Gedankenstille finde, kommen plötzlich neue Ideen aus dem Leben zu mir, die ich mir selbst gar nicht hätte ausdenken können; eine Szene, eine Stimmung, ein Charakter und dann spüre ich in mir einen gewissen Druck und weiß, jetzt muss ich schreiben. In solchen Situationen fließt der Text aus meiner Hand. Das macht mich glücklich und gibt mir Energie. Das Gegenteil passiert oft, wenn ich zu sehr mit dem Kopf versuche die Idee zu erweitern, zu vergrößern, obwohl es noch gar nicht an ihrer Zeit ist.


Genau das zeigt uns auch das Bilderbuch von Kobi Yamada. Besondere Ideen, die dem offenen Geist gegeben werden, verlangen Geduld. Sie brauchen Zeit, um zu wachsen und sich zu entwickeln. Wie ein Kind, das neun Monate braucht, um im Leib der Mutter zu wachsen und geboren zu werden, und wie ein Samen seine ganz bestimmte Zeit braucht, um zu keimen, kann auch eine Idee nicht vor ihrer Zeit geboren werden. Sonst bleibt sie unvollständig, ist noch nicht reif für die Welt da draußen – oder die Welt noch nicht für sie – ist noch zu verletzlich, noch nicht flügge, kann leichter Schaden nehmen, wie ein Küken, das zu früh aus dem Nest fällt.


Aufgeschlagene Seite des poetischen Bilderbuches 'Was macht man mit einer Idee?' von Kobi Yamada mit bemaltem Osterei als Dekoration auf dem Buch

Und all die Zeit, die es braucht, so ermutigt uns dieses inspirierende Buch, sollten wir unseren Ideen gegenüber verlässlich sein, wie gegenüber einem guten Freund. Egal, was andere von diesem Freund halten. Wenn eine Idee uns glücklicher und lebendiger macht, sollten wir ihr nachgehen, auch wenn ein paar Zweifel oder Ängste bestehen.


Denn nur dann werden wir zu gegebener Zeit verstehen, ob die Zweifel und Ängste unbegründet waren oder ihre Berechtigung hatten – und ob wir dieser Idee in die Welt verhelfen wollen oder nicht. Denn natürlich muss nicht jede Idee, die uns „Hallo“ sagt, umgesetzt werden. Sollte sie auch gar nicht!

Wir haben immer die letzte Entscheidungshoheit: Ja, ich will mit dir arbeiten. Oder: Nein, da mache ich nicht mit.

Beeindruckendes Zusammenspiel von Text und Illustrationen


„Was macht man mit einer Idee?“ zeigt ein beeindruckendes Zusammenspiel von Text und Illustrationen. Die Zeichnungen helfen uns, den eher abstrakten Text zu begreifen, zu fühlen. Die Idee ist zum Beispiel als ein goldenes Ei dargestellt. Sie ist noch nicht geschlüpft, ist noch in der Entstehungsphase. Erst am Ende des Buches zeigen uns die Illustrationen, wie die Idee aussieht und wie sich durch sie die Welt verändert. Ein wundervoller Moment.


Wer das Buch aufmerksam betrachtet, wird viele bedeutungsvolle Details finden. Besonders gelungen finde ich z.B., dass anfangs nur das Ei, also die Idee, und alles, wo diese Idee steht und geht, farbig ist. Umso mehr die Idee, also das Ei, wächst, umso mehr wird um sie herum ebenfalls farbig. Und umso mehr der Junge den Mut gewinnt, die Idee anzunehmen, umso bunter werden die Farben.


Ein weiteres zauberhaftes Detail ist, dass anfangs nur das Ei (die Idee) eine goldene Krone auf dem Kopf trägt. Später hat dann der Junge die Krone auf dem Kopf. Was könnte das bedeuten? Ich lasse es offen, denn ich denke, das ist gerade der Zauber, dass jeder sich hierbei seine eigenen Gedanken machen kann.


Aufgeschlagene Seite des poetischen Bilderbuches 'Was macht man mit einer Idee?' von Kobi Yamada

Das Buch, das den Independent Publisher Book Award gewonnen hat, eignet sich sehr gut als poetisches Geschenk für Erwachsene. Für Kinder wäre der Text ohne die Illustrationen wohl zu abstrakt, aber über die wundervollen Zeichnungen wird man auch mit Kindern gut ins Gespräch kommen, denke ich. Denn natürlich haben auch Kinder Ideen. Sie denken oft nicht lange darüber nach, sondern gehen es spielerisch an und setzten ihre Ideen um oder lassen sie wieder davonschwirren.


Und was machen Sie mit einer neuen Idee, die plötzlich in Ihrem Kopf herumschwirrt? Lassen Sie sie erst einmal reifen oder legen Sie gleich los? Ordnen Sie sie in Tabellen, To-Do-Listen und Mindmaps? Lassen Sie sie fliegen im Wind oder pflanzen sie in fruchtbare Erde? Jeder hat hier sicher seine eigene Herangehensweise.


Elizabeth Gilbert sagt in ihrem Buch Big Magic: „Nur durch die Anstrengung eines Menschen kann eine Idee aus dem Äther ins Reich des Tatsächlichen geleitet werden.“

Dabei meint sie sicher nicht nur ein angestrengtes Nachdenken, sondern auch ein Tätig werden. Und wenn man sich mal zu sehr anstrengt, ist es gut, daran zu denken, dass Ideen auch oft im Unbewussten reifen. Dann taucht plötzlich ein neuer Aspekt auf, wenn wir gar nicht daran denken, z.B. beim Jäten, Duschen oder Auto fahren. Denn letztlich geht es nur darum, dass wir der Idee Raum geben und ihr Kraft zuführen, um zu wachsen.


Lassen Sie uns den Ideen reifen helfen, die unsere Welt schöner machen, so wie die wunderbaren Illustrationen am Ende dieses inspirierenden Buches nahelegen: "Und dann wurde mir klar, was man mit einer Idee macht ... Man verändert die Welt."

Aufgeschlagene Seite des poetischen Bilderbuches 'Was macht man mit einer Idee?' von Kobi Yamada

Fotos: Eigene Fotos vom Bilderbuch "Was macht man mit einer Idee?"

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