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Thema Tod in Kinderbüchern - tabu oder notwendig?

Aktualisiert: 19. Jan.


Rote Herbstblätter am Baum

Abschied, Trauer und Tod sind Themen, die oft als unangenehm und schwierig empfunden werden. Wir schieben sie gerne beiseite. Aber der Herbst und Winter erinnert uns immer wieder daran, dass sie zum Leben dazugehören. Wenn die Blätter fallen und die Natur sich zur Ruhe begibt, betrachten wir auch den Kreislauf des Lebens, der mit dem Tod eng verbunden ist.


Die Natur lehrt uns, dass der Tod zunächst einmal ganz sachlich gesehen, eine Veränderung bedeutet, eine Transformation, die zu neuem Leben führen kann.


Warum gehen Kinder oft mit dem Thema Tod natürlicher um?

Der Tod ist ein natürlicher Bestandteil des Lebens, genau so wie die Geburt. Einige Menschen sind sogar fest davon überzeugt, dass der Tod lediglich die Geburt in ein neues Leben ist. Kinder selbst gehen oft viel natürlicher mit dem Thema Tod um als wir Erwachsene. Warum? Kinder trauern, ja, aber danach geht das Leben für sie weiter. Sie leben im Augenblick und erleben deshalb die Fülle des gegenwärtigen Lebens, während wir oft dem nachtrauern, was nicht mehr ist.


Wie auch immer wir zu diesem Thema stehen, es ist etwas, das uns alle betrifft, unabhängig von Alter oder Glaubenshintergrund. Es ist wichtig, dass Kinder nicht durch uns Erwachsene die Angst vor dem Tod «erlernen».


Sie sollten vielmehr lernen, auf eine gute Weise damit umzugehen, und deshalb sollten Bücher für sie diese Realität nicht ausklammern.

Nicht ob, sondern wie


Ich denke also, die Frage ist nicht so sehr OB, sondern WIE beschreibe ich ein trauriges Ereignis und Tod im Kinderbuch kindgerecht?


Die Wahl der Sprache, der Einsatz von Symbolik, was wird angesprochen, was nicht, wie die Buchcharaktere mit diesen Ereignissen umgehen, beeinflussen maßgeblich, wie junge Leser und Zuhörer diese Themen erleben und was sie für ihr eigenes Leben daraus mitnehmen.


Als die Hundemama nicht mehr wiederkam


Cover des Kinderbuches 'Ich bin Selim' von Felicitas Knaupp mit Hund im Hintergrund

In "Ich bin Selim – Abenteuer eines kleinen Straßenhundes", das auf einer wahren Geschichte beruht, habe ich bewusst das traurige Ereignis des Todes der Hundemama nicht verschwiegen oder schöngeredet. Doch die Geschichte verweilt nicht lange an diesem Punkt. Die Hundekinder trauern kurz, ihr Schmerz wird fühlbar, aber dann geht es weiter. Selim, als der Älteste der Welpen, nimmt all seinen Mut zusammen und macht sich auf den Weg, um Futter für sich und seine Geschwister zu finden.


Selim bleibt nicht in der Hundehöhle sitzen, wo er verhungern würde. Er traut sich, einem neuen Anfang zu folgen. "Ich bin Selim" erinnert uns daran, dass das Leben trotz schwerer Abschiede und schwieriger Zeiten weitergeht. Es ermutigt uns, die Hoffnung zu bewahren, dass irgendwann alles gut wird, und die notwendigen Schritte in diese Richtung zu gehen.


Die meisten Eltern mit denen ich über mein Kinderbuch «Ich bin Selim» spreche, haben keine Sorge, dass diese Stelle ihr Kind in irgendeiner Weise verstören könnte. Aber es gibt immer wieder eine Mutter, die Sorgen äußert. Wenn Sie dazu gehören, zögern Sie nicht, mich anzuschreiben (über das Kontaktformular auf meiner Webseite), dann lasse ich Ihnen eine Leseprobe von dieser Stelle zukommen, sodass Sie selbst entscheiden können.


Abschied von einem Geschwisterkind


Cover des Kinderbuches 'Auf Wiedersehen, kleiner Bruder' von Eva Maria Nielsen

"Auf Wiedersehen, kleiner Bruder" von Eva Maria Nielsen ist ein bemerkenswertes Kinderbuch, das sich mit dem schwierigen Thema der Krankheit und des Todes eines Geschwisterkindes auseinandersetzt. Die Autorin ermöglicht es den jungen Lesern, die Gefühle des älteren Bruders nachzuvollziehen, während dieser mit der schmerzhaften Realität konfrontiert wird.


Ganz nebenbei wirft das Buch auch große Lebensfragen auf über das Leben nach dem Tod, nach der Existenz von Gott und Engeln. Während das Buch von einem christlichen Verlag, dem Bonifatius Werk, veröffentlicht wurde, lässt es diese Fragen jedoch offen. So können Leser sich ihre eigenen Gedanken machen oder mit Kindern ins Gespräch kommen. Besonders finde ich dabei auch – gerade im Hinblick auf unsere heute oft so polarisierte Welt – wie es der Autorin gelingt, zu zeigen, dass Menschen mit unterschiedlichen Ansichten achtsam und liebevoll miteinander umgehen können.


Eine bemerkenswerte Szene in dem Buch ist, wie der Vater und der ältere Bruder Steine sammeln, um einen Lebensweg zu gestalten. Jeder Stein repräsentiert einen Meilenstein im Leben: die Geburt, die ersten Schritte, Kindergarten, … Schließlich hat jeder einen Weg schöner Steine vor sich liegen und der Vater erklärt:

„Es ist egal, wie lang die Straße ist. Hauptsache sie führt ans Ziel.“ (S. 62)

Dieser Ansatz könnte auch uns helfen, schwierige Zeiten zu bewältigen. Trotz Trauer und Schmerz können wir die Dankbarkeit für die erlebte Zeit festhalten und weiterhin nach vorne schauen.


Lebensfeier statt Trauerfeier

Rückseite des Kinderbuches 'Auf Wiedersehen, kleiner Bruder' von Eva Maria Nielsen

Genau aus diesem Grund wählen immer mehr Menschen nach einem Verlust eine Lebensfeier statt einer Trauerfeier. Vielleicht wäre das Legen der Meilensteine sogar eine schöne Idee für eine solche Lebensfeier? Alle Teilnehmenden könnten Steine hinzulegen, die das repräsentieren, was sie an Schönem mit dem Verstorbenen erlebt haben. So würdigen wir die gemeinsam erlebte Zeit.


Natürlich wird trotzdem auch Trauer in uns sein und wir werden den geliebten Menschen vermissen. Aber die Dankbarkeit wird uns helfen, nicht im Schmerz zu versinken.


Ein schwieriges Thema und doch ist es notwendig, dass wir darüber sprechen


Ich weiß, Abschied und Tod sind für uns heute oft schwierige Themen, die mit viel Trauer und Schmerz verbunden sind. Aber sie sind auch unausweichliche Teile des Lebens. Kinderbücher, die diese Themen behutsam und respektvoll behandeln, können dazu beitragen, dass Kinder lernen, damit auf gute Weise umzugehen. Mögen diese Geschichten Hoffnung und Trost bieten, wenn sie mit den Realitäten des Lebens konfrontiert werden.



Was denken Sie zum Thema Tod in Kinderbüchern? Schreiben Sie es gerne in die Kommentare.

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