Jeden Monat schreibe ich über ein Kinderbuch und was wir daraus lernen können. Wir, das heißt Kinder UND Erwachsene. Kinderbücher halten viele Schätze bereit. Für Kinder, klar, aber auch für uns Erwachsene, wenn wir uns auf das Abenteuer einlassen, in die Geschichte wirklich einzutauchen und sie nicht als Kindergeschichte abtun. Ich versuche in meinen Artikeln beide Seiten hervorzuholen und anzuregen.
Ein Buch, das unter die Haut geht
Ein eindringliches, mahnendes Buch, das mir immer wieder ziemlich unter die Haut geht. Vor allem, weil es keine Wende gibt, die alles wieder zum Guten führt, wie wir es aus Kinderbüchern gewohnt sind.
Am Ende wird nicht etwa wieder Frieden geschaffen, man sieht keine Charaktere, die über sich selbst und ihre Dummheit lachen und sich mit der Gegenpartei versöhnen. Am Ende dieses Bilderbuches liegt die Welt in Trümmern. Und einzig und allein die mahnende, drängende Frage steht im Raum:
WARUM?
Ich nehme an, es ist genau so gewollt, um uns zum tieferen Nachdenken über uns und unsere zwischenmenschlichen Konflikte anzuregen. Am Ende steht das große WARUM? des Krieges, Streites, Hasses. Dieses WARUM, das oft keiner mehr beantworten kann.
Und so sickert diese Frage tief in uns hinein und führt uns die Absurdität des Krieges vor Augen. Der Autor lässt uns am Ende des Buches mit dieser Frage allein, lädt uns aber auch dazu ein, darüber nachzudenken und in den Austausch zu gehen.
Für Erwachsene allemal ein klar zu empfehlendes, eindrückliches Bilderbuch!
Und für Kinder?
Mit Kindern über Krieg sprechen?
Im Klappentext steht: Es ist eine Aufforderung, mit Kindern über das schwierige Thema „Krieg“ zu reden. Hier stellt sich allen Eltern und Erziehern, Literatur- und Medienschaffenden wie so oft die große Frage: Inwieweit und auf welche Weise konfrontieren wir bereits unsere Kinder mit den Konflikten und Problemen der Welt?
Ich denke, wir sollten Kindern keine Scheuklappen anziehen, sie aber auch nicht zu einem Thema zwingen, das für sie noch nicht dran ist. Was ist zum Beispiel aktuell mit dem Krieg in der Ukraine? Ab einem gewissen Alter bekommen sie mit, dass dort Krieg herrscht. Vor allem dann, wenn die Kinder selbst fragen, ist es besser, mit ihnen darüber ins Gespräch zu kommen, auf eine kindgerechte Art, als sie allein zu lassen mit eventuellen Ängsten.
Allerdings würde ich sehr behutsam an dieses Thema herangehen, da Kinder unterschiedlich sensibel sind. Eltern werden wohl am besten wissen, ob gerade dieses Bilderbuch ihr Kind zu sehr belasten würden, bzw. ab welchem Alter es für ihr Kind gut ist. Ich würde das sehr individuell angehen und nicht unbedingt in einer ganzen Klasse besprechen.
Ich kann es sehr gut nachvollziehen, wenn ein Elternteil sagt: "Ich spreche mit meinem 5-jährigen über Konflikte, die im Kindergarten entstehen, und wie er damit umgehen kann. Er muss keine Panzer und Tod sehen, um Frieden zu lernen."
Dieses Buch zeigt keinen Konflikt im Kinderzimmer, wo es z.B. um ein Spielzeug geht, das jeder benutzen will und die Kinder sich deshalb in die Haare kriegen – als Stellvertreter für das Thema Krieg. Sondern – obwohl keine Menschen dargestellt werden, sondern Frösche und Mäuse – stellen die Illustrationen sehr grafisch und erschreckend echten Krieg dar.
Deshalb sollte man als Erwachsener dieses Buch unbedingt ansehen, bevor man es mit Kindern liest.
Vor allem würde ich das Kind nicht alleine mit der Geschichte und den Bildern lassen, sondern gemeinsam lesen und darüber sprechen. Wichtig ist, dass das Kind keine Angst oder Hoffnungslosigkeit empfindet, sondern Zuversicht und Kraft schöpft. Es sollte also durch das Gespräch Möglichkeiten kennenlernen, was es selbst tun kann, um im eigenen Leben solche zerstörerischen Konflikte gar nicht erst aufkommen zu lassen oder sie zumindest frühzeitig zu entschärfen.
Die Absurdität des Krieges wird in der Geschichte sehr deutlich - das ist gut!
Der Krieg in dieser Geschichte entbrennt um eine Blume. Die Maus will ebenfalls eine so schöne Blume haben wie der Frosch. Mehr noch, sie möchte genau die Blume, die der Frosch hat. Das absurde, doch leider sehr realistische, dabei ist: Sie übersieht völlig, dass es auf der Wiese noch viele Blüten genau dieser Blumensorte gibt! Aber auch der Frosch lässt sich auf diesen Streit ein. Anstatt zu denken "Ach, dann nehme ich eben eine andere Blume", lässt er sich von der Maus provozieren und eskaliert mit seinen Frosch-Freunden den Konflikt.
Das Ziel dieses mahnenden Bilderbuches ist es, ins Gespräch zu kommen und sich intensiv mit der Frage zu beschäftigen: Wie können wir Konflikte bereits im Anfangsstadium erkennen und verändern, um Frieden zu schaffen. Es geht um das frühzeitige Erkennen, nicht erst, wenn die Zerstörung bereits ihren sichtbaren Lauf nimmt. Dann nämlich passieren bereits so viele gegenseitige Verletzungen, dass es immer schwerer wird, zum Frieden zurückzufinden.
Mit Kindern ins Gespräch kommen
Ich könnte mir Fragen, wie diese vorstellen, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen:
· Als ihr euch das letzte Mal gestritten haben, worum ging es da?
· Habt ihr euch wieder vertragen? Wie habt ihr das gemacht?
· Was denkst du jetzt im Nachhinein von diesem Streit?
· Oder bezogen auf die Geschichte: Was denkst du hätten Frosch und Maus tun können, um ihren Streit beizulegen?
Erinnern Sie sich an den Mistkäfer aus meinem vorigen Blogpost? Aus dem Buch „Die kleine Birke“. Als ein anderer Mistkäfer ihm seine Mistkugel wegnimmt, lässt er einfach los und rollt sich eine neue. Denn es ist ja genug Mist da. Wie wäre es, wenn wir es auch so machten?
Fazit - Wenn uns die Absurdität zerstörender Konflikte bewusst wird, dann wird es leichter Frieden zu schaffen
Und das gilt nicht nur zwischen Ländern, sondern auch in der Familie und im Kindergarten. Dieses Bilderbuch ist im Grunde eine Fabel. Frosch und Maus als Charaktere machen das Thema zwar nicht schwerer verdaulich, aber auch nicht unbedingt leichter. Es bietet eine Chance für Erwachsene und Kinder, sich bewusst zu werden, wie absurd Krieg ist. Und was wir selbst tun können, um Frieden zu schaffen. Denn Frieden beginnt bei uns selbst, in der eigenen Familie und zieht von dort hinaus in die Welt.
Was denken Sie?
Ist ein Bilderbuch eine gute Möglichkeit, mit Kindern über Krieg und Frieden zu sprechen? Warum ja – warum nein? Schreiben Sie es gerne in die Kommentare.
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